Laut Aufzeichnungen im ”Der Mittelberg” von Fink-Klenze, war dieser Teil des Tales schon früh ganzjährig besiedelt. Den Namen ”Bad”, ”bim Bad” und später ”Baad” erhielt der Ortsteil von Mittelberg, weil bereits im Jahre 1434 eine Schwefelquelle zum Baden benutzt wurde, sie ist aber um 1850 durch einen Erdrutsch versiegt.
Über die Geschichte der Baader-Kirche und der Zeit als Kaplanei wissen wir.
Es gereicht den alten Baadern für alle Zeiten zur Ehre, wenn ihre 12 Haushaltungen mit ca. 50 Einwohnern bei ohnehin kärglichen Daseinsverhältnissen für ihre religiösen Bedürfnisse noch über die an die zuständige Pfarrei Mittelberg zu leistenden Abgaben so viel Opfermut aufbrachten, eine eigene Expositur zu stiften und zu unterhalten. Es bedeutete für diese kleine Ortsgemeinschaft eine außerordentliche Fronwerksleistung dass sie 1636 eine Kapelle erbauten, in der seit 1650 die heilige Messe gelesen wurde.
Die Einweihung war am 28. April 1663, die Kaplanei Baad wurde am 14.1.1711 genehmigt. Die Baader ermöglichten ihre eigene Seelsorge, indem sie aus einem Zinsertrag aus ihren Güter und Alpen den Unterhalt eines Geistlichen ermöglichten und 1714 ein eigenes Kurathaus erbauten. Das Kirchlein wurde 1738 und nochmals 1767 erweitert.
Hochw. Herr Kaplan Thomas Amman, von Düns, kam 1849 als Neupriester nach Baad und er hat sich um den Neubau der jetzigen Kirche im Jahre 1851 tatkräftig eingesetzt.
Das alte Kirchlein stand 40 Schritt nordwestlich vom Kaplanhaus, bzw. ca. 100 m ob dem jetzigen Kirchplatz entfernt. Wind und Wetter hatten dem dürftigen Bau innerhalb 200 Jahren stark zugesetzt, zweimal war ein Anbau erfolgt und einmal hat eine Lawine den Dachstuhl samt Glöcklein weggerissen. Eine Vergrößerung und Platzverlegung wegen Lawinengefahr schien erforderlich.
Die Baader begannen sofort mit der Anschaffung des Materials auf den heutigen Standort. Der Neubau schritt unter der Leitung des Baumeisters Johann Häusle rasch vorwärts und bereits am 14.10.1851 wurde die neue geräumige St. Martinskirche eingesegnet, die Einweihung war dann am 21.6.1855. Das Kirchlein in Baad wurde 1905 und dann 1971/72 erneut restauriert.
Die Kapelle hat ein gesüdetes Langhaus hat 3 Rundbogenfenster, einen eingezogenen Chor unter gemeinsamem Satteldach mit einem Zwiebelglockenturm über dem Chor. Die Fassade ist durch Halbkreis- und Kreisfenster gegliedert und der flach gedeckte Eingangsraum hat ein Walmdach.
Die Fresken im Chor zeigen das Lamm Gottes mit vier Evangelistensymbolen, im Langhaus ist das Namenszeichen Mariens mit Symbolen aus der Lauretanischen Litanei, von Engelbert Luger (1905).
Der Hochaltar hat einen klassizistischen Zweisäulenaufbau mit dem Gemälde des Hl. Martin (von Bobleter) und den Figuren Hl. Theodul (links) und Hl. Barbara (rechts), sie stammen noch vom alten Altar um 1670.
Die Seitenaltäre haben einen Zweisäulenaufbau, der linke mit dem Gemälde Immaculata, der rechte mit dem Hl. Wendelin, beide von M.P. Deschwanden.
In die Altäre wurden Reliquien von den Märtyrern Prosperus, Liricius und Calepodia eingeschlossen. Die drei neuen Altäre schuf der kunstfertige einheimische Schreiner Gottlieb Riezler (”Ulrikesabuab” von Hirschegg). Eine nette Episode zum Altarbau stammt aus dem Jahre 1856. Statthalter S.K.H. Erzherzog Karl Ludwig weilte in Baad und diese baten ihn um einen Beitrag zur Fassung der Altäre. Sie erhielten von ihm aber die Antwort, er sehe diese Altäre lieber in Naturfarbe, sie seien so auch wirklich schöner, als in einer schlechten Fassung.
Die Orgel stammt von Josef Anton Haaser (1802) und wurde 1886 aus Mittelberg angekauft.
In früheren Jahren war der 11. November - ”Martini” - immer der große Feiertag der Baader. Das Patrozinium zog jährlich viele Besucher aus dem ganzen Tal an diesem Tag nach Baad, war es doch die Gelegenheit zum Hängert, zum Martini-Tanz und stets war auch ein Preis-Schafkopfen angesagt.