Pfarrkirche Mittelberg - dem Sankt Jodok geweiht, Patroziniumsfest ist der 13. Dezember |
Schon bald nach ihrer Einwanderung haben die Walser in Mittelberg eine Kapelle erbaut, der Grundstein mit der Jahreszahl 1302 in arabischer Schrift bezeugt dies. Fast ebenso lang waren sie auch bemüht, eine selbständige Pfarrei zu werden, aber dies wurde immer wieder abgelehnt. Man kann es beinahe als ein Druckmittel bezeichnen, als die damals 200 Seelen zählende Gemeinschaft 1371 bis 1374 den mächtigen Kirchturm (66 m hoch) erbauten und sicher auch an eine neue Kapelle oder Kirche dachten. Die Maße des Turmes sind: das Mauerwerk ist 33 m hoch, der Umfang ist ebenfalls 33 m. Am Fundament ist die Mauerstärke 2 1/2 m, nimmt allmählich ab und ist oben noch 1 m. Der Helm mit dem Kreuz sind ebenfalls 33 m hoch. Der Turm wurde vom selben Baumeister erbaut, der auch die Türme in Oberstdorf und Lech gemacht hat. Dieser so schön gemauerte Turm macht den "Alten" auch heute noch alle Ehre und ist zu einem wirklichen Wahrzeichen geworden. Im 4. Stockwerk ist die Jahreszahl 1374 angebracht und im 5. ist ein Fußabdruck eines Maurers oder Handlangers. Im 6. Stock ist die Turmuhr, sie trägt die Jahreszahl 1802. Im siebten Stockwerk sind die Glocken. Aber erst 1391 wurde Mittelberg dann endlich zur eigenständigen Pfarrei erhoben und bekam auch einen eigenen Friedhof. Die Kapelle, sie wurde neu gebaut, ist bereits am 7.10.1390 geweiht worden. Im Laufe der Jahre wurde diese aber zu klein und so wurde 1460 mit dem Bau der neuen Kirche in Mittelberg begonnen. Sie wurde im gotischen Stil errichtet und 1463 mit den drei Altären geweiht. Zum Schutzpatron der Kirche wurde Sankt Jodok erwählt. Der Chor weist in seinem Grundriss 5 Seiten des Achteckes auf, ist aber um eine Polygonseite, deren jede 2,94 m misst, gegen den Chorbogen verlängert. Die innere Chorweite betrug 7,28 m, das Langhaus der Kirche war 14,70 m lang, also genau fünf mal so lang, wie eine Polygonseite im Chor. 1546 wurde die erste mechanische Turmuhr erstellt und 1570 wurde auf dem Kirchplatz in Mittelberg eine große Glocke gegossen. 1618 kam das in Kempten gegossene ”Gingele”, die Engelglocke, dazu. Im Jahre 1634/35 wütete hier im Tal die Pest und infolge eines Gelübdes wurde der vierte Altar, der Sebastians- oder Pestaltar erbaut. Bei der Restaurierung der Kirche im Jahre 1990 fand man im Kirchenfußboden zwei Skelette von Franziskaner Pater aus Füssen, die zur Aushilfe hier waren. 1670 wurde eine 3. Glocke, die ”Bengen” und eine kleine Karfreitagsglocke angeschafft. 1675 wurde das Satteldach auf dem Kirchturm durch den über 30 m hohen Helm ersetzt. Am 29.12.1693 ging vom Heuberg eine Lawine nieder, zerstörte das Pfarrhaus und drang bis zum Sebastianaltar in die Kirche hinein und eine Tanne verschob diesen. Die Kirche wurde restauriert, das Langhaus barockisiert und um 7 m verlängert und eine Empore errichtet. Ein Hauptportal wurde nicht gebaut, da ja die Lawinengefahr bestand und die Wand wurde einfach zugemauert. Erst nach dem Bau der Lourdeskapelle, sie wurde vom Walser Baumeister Friedrich Mathies gestiftet, wurde wieder der Haupteingang errichtet. Mit diesem Umbau verlor die Kirche den gotischen Charakter, denn die schönen Gewölbe wurden erniedrigt. Die Decke war bei der gotischen Kirche aus Holz, wurde beim Anbau aber in Kalk mit Stukkaturarbeit ausgeführt. Im Sommer 1896 wurde die Kirche von Engelbert Luger aus Dornbirn ausgemalt. |
Die Innenausstattung der Kirche in Mittelberg |
Der Hochaltar stammt aus der alten Kirche von Riezlern. Der früher rein barocke Altar mit der Jahreszahl 1706 kam 1841 in die Armenhauskapelle nach Mittelberg und dann in die Pfarrkirche. Die großen Bogen und Ornamente wurden dazugebaut. Die alten, neuromanischen Altäre wurden entfernt. |
Die Fresken in der Kirche |
Ab dem Jahre 1970 wurde mit der Innenrenovierung der Kirche begonnen und 1990 abgeschlossen. Dabei wurden die spätgotischen Fresken aus den Jahren 1470/71 unter dem Verputz entdeckt und freigelegt. Sie stellen den Leidensweg dar, mussten aber zum größten Teil erneuert werden, sodass nur etwa 10 % Original sind. Die gegenwärtigen Fresken in der Kirche wurden anno 1882 von Johann Kärle aus dem Lechtal gemalt. An den Seitenwänden vorne im Chor wird dargestellt: Die Erscheinung in Lourdes und die Offenbarung des Herzens Jesu am Maria Margaretha Das Hauptbild an der Decke zeigt die Himmelfahrt Christi, die Schlüsselübergabe an Petrus, und Jesus erteilt den Jüngern seinen Geist. Über der Empore sind: Der Tod des hl. Joseph, die hl. Cäzilia als Patronin der Musik und der hl. Nikolaus, welcher als Beschützer gegen Lawinengefahr verehrt und zu dem am Nikolaustag Betstunden gehalten wurden. Im Rondell an der Decke sehen wir den Kirchenpatron, der hl. Jodok und der Patron der Walser, den Heiligen Theodul. |